Vom 22. bis 25. August haben sich zur diesjährigen 23. Ausführung des Waldfrieden Wonderland Festivals wieder tausende Psytrance- und Techno-Liebhaber in einem kleinen Wald in Stemwede getroffen, um vier Tage lang bei spätsommerlichen Temperaturen um die 27 Grad im familiären Kreise zu feiern. Als wir die Reise am Freitagmorgen Richtung Osnabrück antreten, sind es bereits um die 20 Grad und zum Glück sollte sich an den guten Wetterverhältnissen an dem Wochenende nicht mehr viel ändern.
Bevor ich zu weiteren Einzelheiten des Festivals übergehe, möchte ich vorweg etwas hervorheben, was mich seit meines ersten Besuches der 21. Edition des Wonderland Festivals im Jahr 2017 fasziniert hat: Eine Sache, die ich am meisten an den Waldfrieden Events liebe und schätze, sind die Menschen, die diesen Ort besuchen und auch diejenigen, die hinter den Kulissen tätig sind und das Event mit ihrer liebevollen Hingabe so besonders machen. Ich denke jeder, der schon Mal auf einem Waldfrieden Event zu Besuch war – sei es Hai in den Mai, das 24h Special, Wald Healing oder eben Wonderland – weiß, dass dieser Ort einfach genau den Hippie-Spirit vermittelt, für den die Goa-Szene bekanntlich steht. Anhänger der Psytrance-Szene wissen, dass vor allem in der heutigen Zeit nichts mehr Diskussionen anregt, als jene über die Kommerzialisierung der Szene und damit einhergehend die Veränderung einer Musikkultur und gewisser Werte, die mit dieser Szene in Verbindung gebracht werden. Ob diese Veränderung positiv oder negativ gesehen wird, liegt im Auge des Betrachters. Nichtsdestotrotz ist es meiner Meinung nach schön zu sehen, dass die Veranstalter der Waldfrieden Events auch in Zeiten der Kommerzialisierung Wert darauf legen, dass das Line Up nicht mit zwanzig international bekannten Headlinern gefüllt ist, um Geld zu machen. Im Gegenteil: Die Waldfrieden Events stehen seit meines ersten Besuches für einen familiären Ort des Friedens, an dem jeder so akzeptiert wird, wie er ist und der meiner Meinung nach in gewisser Weise einer Utopie gleicht. Und warum dieser Ort für mich so utopisch ist, möchte ich euch durch meine Festival-Impressionen näher bringen:
Als uns der Shuttle Bus vor dem Campingplatz abgesetzt hat, kam bei mir direkt ein Gefühl der Freude auf, denn der Wald ist definitiv ein Ort, an dem man fünf Tage lang abschalten kann und eine andere Welt betritt. Die umliegenden Felder und vor allem der Wald trägt dazu bei, dass man sich mit der Natur verbunden fühlt und sich auch einfach mal fallen lassen kann. Sobald ihr das Gelände betretet, habt ihr die Möglichkeit rechts und links vom Feldweg zu campen. Ich rate euch allerdings den Weg bis zum Berg zu gehen, der nach gut 500 Metern auf der linken Seite erscheint. Dieser Bereich war in diesem Jahr A1-A10. Wir haben oftmals oben auf dem Berg gecampt. Der Vorteil daran ist, dass man es nicht weit zu den Workshops, der kleinen Seestraße am Teich, den Duschen und dem Festivalgelände hat. Der Nachteil: Man muss jedes Mal den Berg hoch laufen haha. Und man hat etwas weniger Ruhe, weil man dort die Musik des Mainfloors hört. Für diejenigen, die lieber etwas abseits campen und gerne etwas „länger“ zum Festivalgelände laufen, dafür aber ihre Ruhe haben, empfehle ich die Campingplätze, die man schon vom Eingang aus sieht. Wir haben in diesem Jahr auf der linken Seite bei OM11 gecampt. Diese Fläche wurde neben dem „Silent Camping“- Bereich gekennzeichnet und demnach war es hier nachts ruhig. Dieses Mal hatten wir unser Camp das erste Mal in der Nähe des Ruhebereichs und in der ersten Nacht war ich leicht entsetzt, wie ruhig es hier doch ist, weil ich die Jahre zuvor nachts nur mit Ohropax schlafen konnte. Deshalb: Wenn ihr nachts schlafen wollt, schlagt euer Camp auf jeden Fall im „Silent Camping“-Bereich auf. Für die Nachtschwärmer und „faulen Raver“ empfehle ich euch den Bereich in der Nähe der Duschen und des Festivaleingangs.
Wenn ihr euer Festival-Band abholt, bekommt ihr alle Informationen, die ihr für die kommenden Tage braucht – in einem kleinen Heft zusammengefasst. In diesem Heft steht unter anderem das Line Up, die Aufteilung des Geländes und auch ein Timetable für angebotene Workshops und Vorträge. In diesem Jahr wurden unter anderem Digeridoo Workshops, Schematische Reisen, Massagen mit Klangschalen oder Morgen-Gruß Meditationen angeboten. In der sog. Healing Area konnte man sich zum Beispiel zum Thema „Luzides Träumen“ berieseln lassen. Die Healing Area befindet sich unmittelbar an der oben erwähnten „Seestraße“ am Teich. Hier könnt ihr neben leckerem vegetarischem und veganem Essen sowie kleinen Shops eure Seele baumeln lassen, euch Ruhe gönnen und euch sogar weiterbilden. Oftmals nutzt man solche Angebote auf Festivals nicht, weil man natürlich primär die Musik genießen möchte und tanzen will. Setzt euch das nächste Mal doch in einen Workshop oder Vortrag, denn manchmal können sie dir einen viel größeren Mehrwert bieten, als eine Stunde verschwitzte Zeit auf dem Dancefloor.
Nachdem man das Festivalgelände betritt, wird man von einer Reihe liebevoll dekorierten Ständen begrüßt, die zum Shoppen einladen. Hier könnt ihr zum Beispiel Goa-Hosen, Kleider oder Ketten kaufen, die alle liebevoll und handgefertigt produziert wurden. Zudem findet ihr auf dem Festivalgelände eine weitere Ecke mit sämtlichen Food-Trucks und einer Bar, in der ihr euch stärken könnt. Das Schöne am Essensangebot auf den Waldfrieden Events ist, dass nur leckeres, vegetarisches – überwiegend veganes – Essen angeboten wird. Das unterstützt den Nachhaltigkeitsgedanken der Veranstalter. Dieser wird auch durch die sogenannte „Psy-Clean“-Crew mit den orangenen Oberteilen bestärkt. Sie ist dafür verantwortlich, dass es auf dem Festivalgelände sauber bleibt. Am Festivaleingang erhaltet ihr zwar schon ein kleines PET-Röhrchen, in dem ihr eure Zigaretten-Stummel sammeln könnt, sollte allerdings doch mal etwas Müll auf dem Boden liegen bleiben, sorgt die „Psy-Clean“-Crew dafür, dass das Festivalgelände überwiegend sauber ist. Auch das finde ich sollte hochachtungsvoll geschätzt werden, denn so etwas findet man auf den wenigsten Festivals. Schaut man sich die Müllberge auf Festivals wie zum Beispiel der Airbeat One an, ist es beachtlich, dass Veranstalter ein besonderes Augenmerk darauf legen.
Alles in allem kann ich nur wiederholen, dass der Wald ein Ort des Friedens ist, an dem man eine unglaublich tolle Zeit erleben kann. Vor allem diejenigen, denen der Spirit der Psytrance-Szene auf vielen Festivals und Veranstaltungen fehlt, werden auf der Wonderland ihre Erfüllung finden. Ein familiäres Zusammenfinden von Gleichgesinnten, die auf insgesamt drei Open-Air-Floors und einem kleinen Club ihrem Tanz zu Psytrance, Techno und Hitech/Darkpsy Ausdruck verleihen könnten. Ich bedanke mich für das – wie immer – wunderbare Erlebnis im Wald und würde mit Abschluss der Festivalsaison sagen: Bis zum nächsten Mal!
Beitragsbild: Katalin Sievers Fotografie