Von der Liebe zur Leidenschaft: Psytrance


Vorab: Um euch nahelegen zu können, was mich für diesen Beitrag inspiriert hat, möchte ich euch meine Playlist an’s Herz legen: 

Drei Jahre Goa, liebevoll zusammengestellt in meiner Spotify-PlaylistGOA FOR DREAMERS ૐ


Oder für die Goamuffel unter euch: 

Diese Sets von Pappenheimer, die einen wirklich sehr verzaubern können:

Der Kuss des Morgenlichts Vol. 9

Verträumte Angelegenheit Vol. 12 

Der Kuss des Morgenlichts Vol. 14

Der Kuss des Morgenlichts Vol. 8

Verträumte Angelegenheit Vol. 7


Die folgenden Zeilen beinhalten Content über das, was mich die letzen 2 Jahre zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin und vor allem über das, was mich täglich inspiriert und erfüllt: Goa.

Ich habe sehr lange an diesem Projekt geschrieben und ich habe viel darüber nachgedacht, ob ich meine eigene Story teilen will.
Nach langem Überlegen bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich diese Story bewusst teilen möchte, weil ich in den folgenden Zeilen enormes Potential sehe, Menschen zum Um- und Nachdenken anzuregen.
Ich würde es mir auf jeden Fall wünschen. Denn meiner Meinung nach ist es an der Zeit, dass Menschen mehr Nachdenken und sich gewissen Dingen öffnen.

Wenn du bereit bist, dich auf eine etwas andere Story einzulassen und dich meinen Gedanken zu öffnen, würde ich mich freuen, wenn du dir etwas Zeit nimmst und ich dich in meine Gedankenwelt eintauchen lassen kann.


Ich habe mich folgenden Fragen gewidmet und meine Ansichten hierzu niedergeschrieben:


1. Wie bist du auf deine erste Goa gekommen?

2. Was hat dich so gefesselt, dass du immernoch Teil dieser Szene bist?

3. Was war die positivste Erfahrung, die du bisher in Verbindung mit Psytrance, den Events und den Menschen gemacht hast?

4. Was war die negativste Erfahrung, die du bisher in Verbindung mit Psytrance, den Events und den Menschen gemacht hast?

5. Wie haben deine Freunde und deine Familie auf deine Musikvorliebe reagiert?

6. Was glaubst du, wie die Szene von Außenstehenden wahrgenommen wird? Was sind die häufigsten Vorurteile und wie argumentierst du dagegen und entkräftest sie?

7. Was wünschst du dir für die Entwicklung von Musik und Menschen in den nächsten 5 Jahren?

8. Inwiefern haben Psytrance und Spiritualität dein Leben seit der ersten Goa Party verändert?

9. Gab es auch negative Veränderungen?

10. Was würdest du Menschen als überzeugende Argumente mitgeben, mal ihre erste Goa Party zu besuchen?

11. Wenn du die Szene in zwei Sätzen beschreiben müsstest, welche Sätze wären das?

12.  Hat sich dein Verständnis von Liebe und Menschlichkeit seit der ersten Goa Party weiterentwickelt bzw. verändert?

13. Falls du gerade in einer Beziehung bist, teilt dein/e Partner/in deine Liebe für diese Musik und habt ihr euch sogar auf einer Goa Party oder im Umfeld dieser Szene kennengelernt?

14. Hast du dich durch die Menschen und die Kunst inspirieren lassen, selber handwerklich oder kreativ aktiver zu werden? Wenn ja, inwiefern?

15.  Wenn du Heute zurückblickst, würdest du wieder auf die erste Goa Party gehen, auf der du je warst, oder würdest du Zuhause bleiben und was Anderes ausprobieren?

Wenn du jetzt noch keinen wohlwollenden Klang in den Ohren hast, scrolle nochmals hoch und such dir ein nices Set oder meine Playlist aus, um nach dem Lesen vielleicht nachvollziehen zu können, was ich mit Musik verbinde.

Wenn du dich jetzt bereits von einem schönen Klang verzaubern lässt, bist du hoffentlich bereit dich etwas Großartigem zu öffnen.

Also, here we go:


Meine Geschichte

Processed with VSCO with m5 preset


Wie bist du auf deine erste Goa Party gekommen?

 Ich kannte „Goa“ damals vom Hören durch einige Leute aus meiner Heimat. Zu der Zeit hatte ich allerdings nicht viel übrig für dieses Genre, weil ich mich zum einen nicht damit beschäftigt habe und zum anderen habe ich primär Hip Hop und R’n’B gehört und habe so gut wie jedes Konzert besucht von Künstlern, die ich gefeiert und supportet habe. Der Freundeskreis hat einen erheblichen Einfluss auf einen und da meine Freunde damals alle Hip Hop gehört haben, war das bei mir auch der Fall.
Ein guter Freund hat irgendwann angefangen Goa zu hören und erzählte mir von seinen ersten Erfahrungen.
An einem schönen sonnigen Nachmittag, einen Tag vor seinem Geburtstag, verbrachten wir den sonnigen Tag mit einer Freundin im Park. Sie erzählte auch von ihrer ersten „Goa“.
Zusammen überlegten wir dann wie wir seinen Geburtstag feiern sollen. Er sagte: „Heute Abend spielt Neelix im Odonien, lass uns da doch hin.“ Ich war sehr skeptisch, weil ich wirklich nichts mit dieser Musik anfangen konnte. Dachte ich jedenfalls. Im Endeffekt habe ich mich überreden lassen und mich den beiden angeschlossen. Was hatte ich schon zu verlieren?
Eine Erfahrung kann deine Persönlichkeit nur bereichern, egal ob sie positiv oder negativ war.
Da er Geburtstag hatte und die beiden gerne zu dieser Party gehen wollten, habe ich mich auf dieses Abenteuer ins Ungewisse dann doch eingelassen.
Ich bin bis heute unglaublich dankbar für diese Nacht. In dieser Nacht wurde mir die Tür geöffnet in eine Welt voll Harmonie und Einklang. Ich fühlte mich noch nie so Willkommen und Angenommen für den Menschen, der ich bin.
Mir wurde die Tür in eine Welt geöffnet, die es im realen Leben teilweise gar nicht mehr geben mag, realisierte ich nachdem ich die Geschehnisse der Nacht reflektierte.
Die Menschen waren so offen und unvoreingenommen, dass es mich schockierte, dass es so etwas in der Wirklichkeit nur noch selten gibt.
Das war für mich der ausschlaggebende Grund, warum ich für mich entschied: So kann es nicht weitergehen.
Wo soll dieses egoistische Verhalten der Menschheit hinführen, wenn ich mir nicht selbst an die Nase fasse und nicht wenigstens versuche etwas zu ändern?

Die Tage darauf habe ich unglaublich viel über diese Nacht nachgedacht und alles versucht zu verstehen.
Sie war für mich der Beginn einer persönlichen Revolution. Eine Revolution in und mit mir selbst.
Neelix hat sein Set in der Nacht mit den Worten: „You can change the world. You must change the world” beendet.

Und heute gehe ich mit dieser Einstellung durch die Welt. In einer Welt, in der so viel Leid herrscht und vieles schief läuft. In dieser Nacht habe ich gelernt, dass es auch anders geht. Anders gehen kann. Jeder kann mit den kleinsten Taten selbst etwas für eine bessere Welt tun. Tun muss. Jeder kann etwas für ein friedliches Miteinander tun. Sei es vielleicht nur an einem grauen Morgen, an dem du dir gerade einen Kaffee und ein belegtes Brötchen beim Bäcker holst, die Verkäuferin traurig aussieht und du ihr mit einem ehrlichen Lächeln einen schönen Tag wünschst. Durch meine heutige Einstellung habe ich gelernt, dass wenn man etwas gibt, man auch etwas zurückbekommt. Vielleicht nicht heute, aber es wird kommen. Ich verspreche es dir. Probier es aus.

„If you want to change the world, begin with yourself.“


Was hat dich damals so sehr gefesselt, dass du noch immer Teil dieser Szene bist?

 Was mich so gefesselt hat?
Dieses Feeling auf dem Dancefloor. Diese Freiheit. Diese Menschen. Dieses Einheitsgefühl und dieser unglaubliche Spaß. Aber vor allem der Zugang zu einem besseren Leben und zu meinem besseren Ich sind die Gründe, warum ich auch 2 Jahre später noch Teil dieser Szene bin.
Es blieb nicht bei dieser einen Nacht. Wofür ich aber auch unglaublich dankbar bin, denn jede dieser mittlerweile unzähligen Nächte hat so viel Spaß gemacht und haben mich extrem weitergebracht und zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.
Zu einem Menschen, der heutzutage viel mehr wertzuschätzen weiß und dankbarer ist als noch vor einigen Jahren.

 Diese Nächte sind mit Grund für meine positive Persönlichkeitsentwicklung und -entfaltung. 

Jede einzelne Persönlichkeit, die ich kennenlernen durfte, hat mich ein Stück weiter gebracht. Ich bin ein extrem offener Mensch geworden und habe zum Großteil gemerkt, dass sich diese Offenheit bewehrt und von vielen dankend angenommen wird. Ich habe unzählige wertvolle Menschen kennengelernt, von denen der Großteil mittlerweile zu meinem guten Freundeskreis gehört. 

Und jede einzelne Persönlichkeit hat mein Leben bereichert, sei es im positiven oder aber auch im negativen Sinne. Denn vor allem die Fehler regen einen zum Nachdenken an. Und besonders aus Fehlern lernt man, sagte mein Vater. Stimmt’s?


Was war die positivste Erfahrung, die du bisher in Verbindung mit Psytrance, den Events und den Menschen gemacht hast?

Was macht die Menschen in dieser Szene für dich aus und welche Werte verbinden sie?

 Wie schon am Anfang angesprochen: es gibt viel Leid auf der Welt. Viele Probleme, die sich Menschen teilweise nur selbst erschaffen. Manchmal Probleme, die gar keine Probleme sind. 

Jedoch scheint es so, als würden dieses Leid und diese Probleme auf einer Goa für kurze Zeit gar nicht existieren. 

Für kurze Zeit lebt man wie in einer Traumwelt, gar einer Utopie. Eine Welt, die es im realen Leben teilweise gar nicht mehr geben mag.

Jeder hilft jedem, jeder wird akzeptiert, egal wie er aussieht. Für kurze Zeit werden alle Vorurteile beiseitegelegt und das ist wunderbar. MENSCHLICHKEIT wird im positiven Sinne groß geschrieben. Ich schreibe explizit „im positiven Sinne“, denn auch Aspekte wie „Egoismus“ zählen zur Menschlichkeit, die ich an dieser Stelle aber nicht weiter ausführen möchte, weil sie hier Fehl am Platz wären. An anderer Stelle möchte ich diesen Aspekt allerdings noch einmal aufgreifen.

Und genau das macht für mich diese Szene aus. Im wahren Leben wird man oft durch Vorurteile „abgestempelt“ und in eine Schublade gesteckt. Aber auf einer Goa befinden sich alle in der gleichen Schublade für eine Weile. 

Um das zu untermauern, würde ich gerne die Erfahrungen meines ersten Festivals teilen: das Waldfrieden Wonderland. In einem kleinen, verzaubernden und magischen Wald im Norden Deutschlands. 

Jeder, der schon mal dort war, wird verstehen können, welches Feeling ich meine, wenn man diesen magischen Ort betritt. Und für alle, die diese Zeilen lesen und noch nicht dort waren: Festivals sind eine so wunderbare Erfahrung und eine unglaubliche Bereicherung. Vor allem reine Goa-Festivals, die den Mainstream noch nicht ganz erreicht haben. 

Nachdem ich einige Goa-Veranstaltungen besucht habe, stand für mich fest: du musst unbedingt mal auf ein Festival. Viele meiner Freunde wollten auf das Wonderland Festival fahren, also kaufte ich kurze Zeit später auch mein Ticket.

 Ich wusste aber auch, dass ich meinen besten Freund unbedingt mit dabei haben wollte und trommelte ein paar Leute zusammen, um ihm zu seinem Geburtstag das Ticket zu schenken. Als er an seinem Geburtstag die kleine Schartulle öffnete, befand sich das Ticket mit den Worten „Ticket for your trip (in)to Wonderland“ in ihr und er war überwältigt. Dieser Moment war bei mir Zuhause, nachdem wir zuvor zu Phaxe und Morten Granau in seinen Geburtstag tanzten. Rückblickend eine der schönsten Partys der mittlerweile letzten 2 Jahre. Ich hatte vorher allerdings nicht geschaut, wo Stemwede genau liegt und er musste vom Süden Deutschlands ungefähr 10 Stunden Zug fahren. Haha, sorry dafür, Boy. Aber du weißt selber, diese lange Anreise hat sich gelohnt. 

Als er ankam, warteten wir vor dem Eingang des Festivalgeländes. Ich war tierisch nervös, aber auch mit einer Riesen Freude erfüllt. 

Schon bei der Hinfahrt dachte ich teilweise, dass ich glatt in meiner Heimat gelandet wäre. 

Diese weiten Wälder, gefühlt 1 Millionen Hektar Land und Kühe überall. Die Busfahrt durch diese Käffer glich meinem kleinen Dorf im schönen Sauerland, in dem ich eine schöne und behutsame Kindheit verbrachte. Und dann war da noch dieser Güllegeruch, der mir äußerst bekannt vorkam. Bei uns sagte man immer: „Hier stinkts nach Kuhkacke“. Jedes Landei weiß wovon ich rede, haha.

 Als wir nun unsere Bändchen hatten, standen wir auf diesem Weg, mit all unseren Klamotten, die gefühlt 100 Kilo wogen. Aber gleichzeitig hatte ich auch 100 Schmetterlinge im Bauch. 

Andererseits war ich jedoch auch von Anfang an skeptisch, da ich mir nur dachte: „4 Tage ohne duschen?!“ Für einen Menschen wie mich eigentlich unvorstellbar.  Jedoch wurde ich schnell vom Gegenteil überzeugt. Die Duschen waren warm und wenn mal kurz die Sonne durch die Holzabtrennung auf den nackten Po schien, war das auch irgendwie ein nices Gefühl. 

Insgesamt war ich nun zwei Mal auf der Wonderland, weil mich die Schönheit dieses Festivals und der Menschen dort einfach verzaubert hat. 

Das erste Mal hatten wir unseren Zeltplatz genau auf dem Berg, man kroch aus dem Zelt und konnte einmal auf die andere Seite schauen. Nervig wurde jedoch das Hochlaufen des Berges, aber irgendwann hatte man sich dran gewöhnt. Beim zweiten Mal waren wir so ziemlich am unteren Teil des Berges, am Weg zur „Marktstraße“ positioniert. Jedoch war es dort ziemlich schräg.
Wir schlugen dort unsere Zelte auf, weil wir mit unserem Wohnmobil ein paar Meter daneben auf dem E-Camping Platz standen und diese Plätze die einzigen waren, die noch frei waren.
Wenn ich euch noch einen Tipp geben darf: zeltet niemals auf einer Schrägen. NIEMALS. 

Die erste Nacht konnte ich gar nicht schlafen. Irgendwann hab ich mich mit dem Kopf nach unten gedreht, weil irgendjemand sagte, man könne so besser schlafen. Es war definitiv angenehmer zu liegen, aber als ich mir so meine Gedanken machte und mir einredete, ich sei morgen bestimmt tot, wenn die Nacht über das ganze Blut in meinen Kopf fliest, drehte ich mich schnell wieder um. 

Die erwähnte Marktstraße glich für mich einem Hippie-Paradies. Diese Vibes dort waren so wohlwollend und man hatte irgendwie das Gefühl, man sei vollkommen, willkommen. 

Man hatte das Gefühl zuhause angekommen zu sein. Hier konntest du „du selbst“ sein und musstest dich für nichts schämen oder rechtfertigen.
Jeder half jedem, jeder wurde akzeptiert, egal wie er aussah. Für kurze Zeit wurden alle Vorurteile beiseitegelegt und das war wunderbar. MENSCHLICHKEIT wurde im positiven Sinne groß geschrieben. 

Ich lege es euch nur wärmstens ans Herz: besucht wenigstens ein Mal in eurem Leben dieses Festival, wenn euch diese Musik genau das gibt, was sie mir gibt. Es öffnet dir die Türen in  eine wunderbare Welt, in der einige Probleme für eine kurze Zeit in Rauch aufgelöst werden. Und danach wird deine Persönlichkeit um einiges bereichert sein, glaub mir. 

Zurück in die Realität: uns naht eine kalte und triste Zeit, der Winter steht vor der Tür aber die nächste Festivalsaison wird wiederkehren. Und sie wird schön werden. Auch Weihnachten steht wieder vor der Tür. Anstatt euch vielleicht das neuste Smartphone zu wünschen, sagt dem Christkind, dass ihr einmal ins „Wonderland“ wollt. Denn das wird eure Persönlichkeit mit Sicherheit mehr bereichern als Millionen verschwendete Stunden vor einem Bildschirm und dem Springen von App zu App, um irgendwie die Langeweile zu überbrücken. Hier taucht man ebenfalls in eine Traumwelt ein, die deine Sicht vielleicht aber viel eher trüben will wie eine beschlagende Brille und Potential hat, sich in eine Dystopie zu verwandeln. Wenn sie das teilweise nicht heute schon ist. 

Jedenfalls lernt man in dieser Traumwelt nicht, was Menschlichkeit wirklich bedeutet und wie man zu einem Teil wird, der versucht den Kuchen etwas süßer zu machen anstatt ihn weiter zu versalzen. 

Aber heutzutage ist jedes Like auf dem sich-in-Szene-setzenden-Bild auf individualistisch präferierender App ein Schritt weiter an den 2k. #lifegoals


Was war die negativste Erfahrung, die du bisher in Verbindung mit Psytrance, den Events und den Menschen gemacht hast?

 Wenn man sich länger in einer elektronischen Musikszene befindet, stellt man fest, dass auf den Events definitiv  viele Drogen konsumiert werden, manche Menschen ihre Grenzen im Konsum nicht kennen und somit die Drogen teilweise sehr missbrauchen.
Jedoch muss ich an dieser Stelle auch erwähnen, dass dies in jeder Szene der elektronischen Tanzmusik so ist, sei es Techno, Drum’n‘Bass oder Hardcore.
Oftmals habe ich jedoch das Gefühl, dass die „Goa-Szene“  von vielen Außenstehenden am meisten verpönt wird, was ich teilweise wirklich nicht nachvollziehen kann, weil es so viele Menschen dort gibt, die so eine gute Einstellung zum Leben und so ein großes Herz haben und eine wirkliche Bereicherung fürs Leben sein können.

Zurück zum Thema Drogenkonsum/-missbrauch:  ich kenne leider genug Menschen, die ohne gewisse Substanzen keinen Spaß auf solchen Partys haben und auch ohne diese Substanzen erst gar nicht auf solche Partys gehen würden. Das finde ich unglaublich schade, denn wenn man diese Musik wirklich mit dem Herzen fühlt, brauch man doch keine Drogen, oder?
Natürlich kann es sein, dass es mit Drogen schöner sein kann, aber ich bin andererseits auch der Meinung, dass je länger man in regelmäßigen Abständen Drogen konsumiert, desto mehr belastet man auch seine Psyche. Diese Erfahrung konnte ich leider durch gewisse Menschen in meinem Umfeld machen.
Den so genannten „Downer“ die Tage nach dem Konsum kennt wahrscheinlich jeder, der gewisse Substanzen mal ausgetestet hat.
Ich sehe den Drogenkonsum auch als eine Form der „Alltagsflucht“ oder als eine Flucht vor Problemen. Denn diese Probleme, wie schon am Anfang angesprochen, existieren für die Zeit, in dem man sich in welcher Art von Rausch auch immer befindet, nicht. Man hat Spaß mit seinen Freunden, tanzt bis in die Morgenstunden und schneller als man sich versieht ist die Nacht vorbei. Und man muss irgendwie wieder im normalen Leben ankommen. Und an dem Punkt stehen viele vor ihrer eigenen Herausforderung.


Oh, und dann ist da der nette neue Freund, den du die Nacht über kennengelernt hast. Er heißt „Runterkommen“ und du hast ihn eingeladen, mit zu dir zu kommen. Er bleibt für eine Weile, geht nach Hause bis du ihn auf der nächsten Party wiedertriffst und er wieder mit zu dir kommt. Mittlerweile seid ihr echt gute Freunde geworden.


Wie haben deine Freunde und Eltern auf deine neue Musikvorliebe reagiert?

 Mein Freundeskreis besteht mittlerweile 70 oder 80% aus Menschen, die selbst Goa hören oder Teil dieser Szene sind, mehr oder weniger.
Die anderen wissen größtenteils, dass ich Goa höre aber das beeinträchtigt unsere Beziehung zueinander eigentlich in keinster Weise.
Im Gegenteil: bei manchen kommt gelegentlich eher dieser „Wow-Effekt“ durch meine spirituelle und offene Denkweise. Nicht häufig, aber wenn er kommt, fühle ich mich  teilweise sehr erfüllt, weil ich dadurch sehe, dass man manchen Außenstehenden, die eben nicht die Sicht eines Menschen haben, der sich in dieser Szene befindet und sich mit ihren Werten identifiziert,

 doch etwas mit auf den Weg geben kann. So wie dir jetzt vielleicht auch.
Wenn dem so ist und ich dich zum Nachdenken anregen konnte, lass es mich auf jeden Fall wissen.

Meiner Familie ist meine positive Persönlichkeitsentwicklung ebenfalls aufgefallen und sie ist ein Punkt, der nicht nur mich enorm stolz macht, sondern auch sie. Dass sie stolz auf den Menschen sind, der ich heute bin, macht mich definitiv enorm glücklich.
Manchmal höre ich von meiner kleinen Schwester Sprüche wie: „Deine Hose sieht aus wie ein Sack.“
Wenn ich solche Sprüche höre, muss ich immer leicht schmunzeln. Es ist okay, denn nicht jeder Mensch besitzt ein Verständnis für diese Art des Kleidens. Dafür kann sie sich Dinge anhören wie: „Ey bist du heute wieder Türsteher vor’m Club oder warum trägst du deine XXL-Oversized Daunenjacke, die uns glatt beide wärmen könnte?“
Und ihre Reaktion darauf zu sehen, wie sie sich mit ihren süßen 18 Jahren darüber aufregt, lässt mich ebenfalls ein wenig schmunzeln und bringt mir immer wieder ein Lächeln auf die Lippen.


Was glaubst du, wie die Szene von Außenstehenden wahrgenommen wird? Was sind die häufigsten Vorurteile und wie argumentierst du dagegen und entkräftest sie? 

 Zu allererst muss ich erwähnen, dass es für Komplett-Außenstehende wirklich sehr schwierig ist, sich ein Bild davon zu machen, was Menschen mit dieser Szene und ihren Werten verbinden. Einfach aus dem Grunde, weil sie kein Teil davon sind und deshalb keineswegs nachvollziehen können, welche Faktoren hinein spielen, sich mit so einer Szene, der Musik und den Menschen zu identifizieren.

Allerdings glaube ich, dass Außenstehende demgegenüber zu viele Vorurteile haben. Dass die meisten die „Goa-Szene“ mit viel Drogenkonsum verbinden, womit sie im Grunde genommen auch Recht haben. Vor meiner ersten Goa hatte ich auch dieses Bild, dass „die Menschen auf solchen Partys nur Drogen nehmen“ (sicherlich hast auch du diese Worte schon mal gehört) und habe sie allein durch diesen Fakt innerlich verurteilt, weil man mir beigebracht hat, dass Drogen nicht gut sind und in der Gesellschaft nicht anerkannt sind. Da es menschlich ist, Dinge und Personen durch gewisse Vorurteile zu „verurteilen“, habe auch ich es zu diesem Zeitpunkt getan.
Im Allgemeinen finde ich aber, dass „Drogenkonsum“ der falsche Begriff ist, der viel zu negativ konnotiert ist und demnach für Außenstehende ein verfälschtes Bild aufwirft.
Ich denke, dass viele Außenstehende durch dieses Bild der Meinung sind, dass die Menschen in der Szene im normalen Leben vielleicht nicht klar kommen und „in irgendeiner anderen Welt leben“. Wenn der Normalsterbliche das Wort „Drogen“ hört, denkt er vielleicht sofort an den „Penner“ am Hauptbahnhof, der wegen Drogen- oder Alkoholmissbrauch genau dort gelandet ist.
Aber haben diese Leute schon mal darüber nachgedacht, dass es tausend andere Gründe gegeben haben kann, dass sich ein Mensch in so einer Situation befindet?
Dass es vielleicht auch sein kann, dass ein Mensch auf der Straße landet, weil er seinen Job aus Insolvenzgründen der Firma verloren hat und die eigene Freundin einen aus diesem Grund aus der Wohnung geschmissen hat?

Wenn der Normalsterbliche das Wort „Drogen“ hört denkt natürlich niemand,  dass sie dir zu einem besseren Leben verhelfen können. Und warum?
Weil dir deine Eltern und der Staat beigebracht haben, dass Drogen schlecht sind und du niemals welche nehmen solltest.
Ist es nicht verwunderlich, dass wenn man das Wort „Drogen“ hört, man direkt an „harte“ Drogen wie Ecstasy, Kokain oder sogar Heroin denkt?
Dabei gibt es auch ganz alltägliche „Drogen“, die von den meisten gar nicht in die Kategorie Drogen eingeordnet werden:
demnach zählen nämlich Substanzen wie Koffein und Nikotin oder Medikamente, die beispielweise L-Tryptothan enthalten, zu sogenannten „weichen“ Drogen.
Jedoch sind solche Mittel und Substanzen in Deutschland als legal anerkannt und werden keineswegs hinterfragt oder als „Droge“ eingeordnet.
Wie viele „Junkies“ leben denn dann per Definition „Drogenabhängige“ in Deutschland?
Wie viele Menschen sind Nikotin- oder Koffeinsüchtig? Denk mal drüber nach wie viele Menschen du im täglichen Leben mit einer Zigarette im Mund siehst oder morgens mit diesen schönen „Coffee-to-go“ Bechern, die dazu stöhnend sagen: „Erstmal ‘nen Kaffee! Ohne den geht hier gar nichts!“

Die mangelnde Drogenaufklärung ist definitiv auch mit Schuld daran, dass viele Außenstehende die „Goa-Szene“ so verpönen. Und eben weil das Thema Drogen so verpönt ist, habe ich mich damit bewusst auseinandergesetzt und möchte es in diesem Text auch bewusst ansprechen:
Ursprünglich wurden Drogen wie LSD und Ecstasy für die medizinische Forschung entwickelt.
LSD sollte, nachdem es an Menschen getestet wurde, zur Unterstützung der Psychotherapie an Patienten genutzt werden, da es einen breiten Zugang zum Unterbewusstsein des Menschen ermöglicht.
Ecstasy nannte man auch die „Therapie-Droge“, um Menschen in einer Partnerschaft in Krisenzeiten zu helfen, interpersonelle Differenzen zu überwinden.

Die meisten halluzinogenen und stimulierenden Drogen (wie zum Beispiel Amphetamine wie Speed oder Ecstasy und Mdma) machen nach dem ersten Konsum keineswegs körperlich abhängig, sondern ist viel eher ein hohes psychisches Abhängigkeitspotential vorhanden, welches Menschen dazu verleiten kann, eine Substanz vielleicht nicht nur einmal im Leben auszuprobieren, sondern  zur erneuten Einnahme verleitet.
Das heißt also, dass nicht jeder, der vielleicht einmal im Leben Kontakt mit gewissen psychoaktiven Substanzen gemacht hat oder 2/3 mal im Jahr „Drogen“ wie Mdma, Speed, o.ä. konsumiert, auch gleich in einer Abhängigkeit landet.
Mit zunehmender Konsumdauer und-häufigkeit werden die Abhängigkeitssymptome natürlich nicht weniger, sondern viel eher verstärkt. An dieser Stelle beginnt dann die wirkliche Gefahr für Drogenmissbrauch und vielleicht auch eine Abhängigkeit.
„Drogen“ können einem Menschen in der Tat zu einem besseren Leben im Sinne einer Bewusstseinserweiterung verhelfen. Jedoch hört es genau zu dem Zeitpunkt auf, wo sich der Drogenkonsum in einen Drogenmissbrauch verwandelt  und Menschen vielleicht öfter zu gewissen chemischen Substanzen greifen.

Und genau an dieser Stelle möchte ich dich fragen:
bist du vielleicht auch ein Mensch, der dazu neigt Drogen zu missbrauchen?
„Drogen“ wie Kaffee (Koffein), Zigaretten (Nikotin), Marihuana (Thc), Mdma, Ecstasy oder Kokain?
Wie du eventuell feststellen kannst, sind wir nicht vielleicht alle ein Stück weit „drogenabhängig“?
Hast du dir jemals Gedanken darüber gemacht?

Wenn nicht, möchte ich dich mit diesen Zeilen dazu anregen, über deinen eigenen Konsum und dein Handeln nachzudenken und dir bewusst zu werden, was du dir und deiner Psyche da, vor allem wenn du dich mit der Kategorie der „harten Drogen“ identifizieren kannst, vielleicht zumutest.
Es gibt nämlich in der Tat auch Menschen, die in ihrem Leben durch den Drogenmissbrauch abgestürzt sind und nun Teil der Straße sind. Leider.
Manchmal passieren Dinge im Leben, von denen man nie hätte träumen können, dass sie jemals passieren würden.

Durch mein Studium habe ich einen wunderbaren Jungen kennengelernt, der leider relativ früh sein Studium wieder abgebrochen hat.
Dadurch haben sich unsere Wege leider etwas getrennt und wir haben uns eine lange Zeit nicht gesehen.
Vor kurzem habe ich ihn in seiner neuen Wohnung besucht. Als er mir die Tür öffnet, kommt mir dieser Geruch bekannt vor. Einiges bleibt wohl auch über die Jahre gleich: seine Vorliebe für Räucherstäbchen. Ich muss aber leider zugeben, dass ich diesen Geruch überhaupt nicht mag, haha.
Er scheint ziemlich spirituell zu leben. Hat nun lange Haare und in seinem Zimmer hängen zwei Wandtücher, mit dem bekannten Om-Zeichen drauf. Auf dem Tisch steht ein kleiner Buddha.
Ich fühlte mich direkt wohl als ich mich hinsetzte. Fühlte mich direkt Willkommen.
Er war schon damals ein Mensch, der sich viele Gedanken gemacht hat. Dinge hinterfragt hat. Mehr als der Normalsterbliche es tut.
Da ich auch ein Mensch bin, der über manche Dinge vielleicht manchmal etwas zu viel nachdenkt, hatten wir unglaublich tiefsinnige Gespräche für die 3 Stunden, die ich da war.
Als wir uns das letzte Mal sahen, waren wir beide noch etwas verloren. In unserer heutigen Welt, in der man gefühlt eine Millionen Möglichkeiten hat, ist es wirklich sehr schwer sich selbst zu finden.
In diesen Gesprächen wurde uns beiden jedoch bewusst, dass wir uns selbst in diesem vergangenen Jahr viel näher gekommen sind. Dass wir uns beide selbst gefunden haben und nun wissen, was wir wollen und was nicht.
Er hat, wie auch ich, die Zeit über viel gelesen und ist nun an einem Punkt angekommen, dass er weiß, dass er mit 3 Freunden eine Farm in Nepal führen will. Hierfür sparen sie zurzeit, um das Projekt bald starten zu können.

Wisst ihr warum ich genau dieses Beispiel genannt habe, als Grund auf der Straße zu landen?
Als wir genau über diesen Aspekt geredet haben, wie man durch Kleinigkeiten versuchen kann, etwas für eine bessere Welt zu tun, hat mir dieser Freund eine Geschichte erzählt:
„Als ich letztens auf dem Weg zum Rewe war um einzukaufen, sah ich einen Obdachlosen vor dem Supermarkt. Ich ging rein, holte meine Sachen, die ich zum Kochen benötigte und ging zur Kasse. Als ich zur Tür raus ging, fragte ich den alten Mann: „Hey. Willst du vielleicht mit zu mir kommen? Ich wollte was zum Essen machen und für 2 Personen Kochen macht mehr Spaß als für sich alleine.“
Nach dem Essen habe ich mich mehrere Stunden mit ihm unterhalten. Er erzählte mir, dass die Firma, für die er gearbeitet hat, Insolvenz angemeldet hatte und ihn kurze Zeit später seine Frau vor die Tür setzte. „Wenn du einmal auf der Straße bist, ist es gar nicht mal so einfach da wieder weg zu kommen“, sagte Peter, 42 Jahre, ehemaliger Metallbauer.“

Er hatte wirklich einen Obdachlosen mit zu sich nach Hause genommen? Er hatte wirklich einen Menschen, der auf der Straße lebt, mit in seine vier Wände genommen?!
So etwas hatte ich die 21 Jahre, die ich nun auf dieser Welt lebe, noch nie gehört. Ich habe so viel Respekt für ihn, denn ich glaube selbst ich würde so etwas nicht tun.
Danke, dass es solche Menschen noch gibt!
Solche Menschen leben in der Goa-Szene. Und sie nehmen gelegentlich „Drogen“.


Was wünscht Du dir für die Entwicklung von Musik und Menschen in den nächsten fünf Jahren?

Am liebsten würde ich mir wünschen, dass Goa den Mainstream nicht erreichen würde. Jedoch bin ich der festen Überzeugung, dass wir diesen Punkt leider schon erreicht haben.
Als ich vor 2 Jahren begonnen habe die Musik zu hören und in diese Szene hineinzuwachsen, waren wir froh, wenn alle 2 oder 3 Wochen mal ein Event anstand. Heute stehen mir jedes Wochenende mindestens 2 Optionen zur Verfügung. Wenn nicht sogar 3.
Der Grund dafür ist, dass mittlerweile jede elektronische Musikrichtung mit Goa gemischt wird und die Veranstalter realisiert haben, dass man damit  unglaublich viel Geld machen kann, eben weil sich die Szene in einem stetiger Wachstum befindet.
In Köln zum Beispiel bestehen die Veranstaltungen oftmals aus Drum’n’Bass, Techno und Psytrance. 3 verschiedene Szenen.
Menschen aus 3 verschiedenen Szenen, die auf einer Party zusammentreffen.
Diejenigen, die elektronische Tanzmusik hören, neigen ohnehin dazu, verschiedene Genres zu hören. Ich kann mich in dem Punkt natürlich nicht heraus nehmen, denn durch meine Vorliebe für Progressive Psytrance habe ich auch die Schönheit des Technos entdeckt. Demnach lasse ich mich mittlerweile auch sehr gerne von den Klängen melodischer Technobeats verzaubern.

2 Jahre später, wir schreiben das Jahr 2017:
Was ist aus der Szene geworden?

Plötzlich werben viele namentlich bekannte Elektrofestivals mit dicken Headlinern aus der Psytrance-Szene. Auf einmal gibt es auf der Nature One, eines der größten elektronischen Festivals in Deutschland, eine Goa-Stage. Auch das „Sea You Festival“, welches 2016 noch ein reines Techno Festival war, bewirbt das Line Up für 2017 sowie für 2018 mit: „Raumklang meets Sea You“ und verspricht den Besuchern weltweit bekannte Acts wie Neelix, Vini Vici, Fabio & Moon, Blastoyz, Phaxe, Day Din, Ghost Rider, Hatikwa, Interactive Noise oder Kularis.
Jedoch habe ich feststellen müssen, dass  mit dem Trend des Mainstreams auch ein enormer Werteverlust einhergeht. Werte, die  ich vor 2 Jahren eigentlich erst durch die Goa-Szene wirklich zu schätzen gelernt habe.
Des Öfteren musste ich mit Bedauern feststellen, dass man mittlerweile das Gefühl hat, auf einer „gewöhnlichen“ Party zu sein. Auf einer Party, wo das Gefühl von Einheit überhaupt nicht mehr vorhanden ist. Manchmal kommt es einem so vor, dass vielmehr nur noch danach geurteilt wird: „Wer passt hier überhaupt rein und wer nicht?“


Plötzlich  sind da diese sogenannten „Hipster“ mit ihren Supreme Shirts und gebogener Cap, die den Anschein erwecken, dass sie rein optisch eigentlich überhaupt nicht in diese Szene „passen“ würden. Oder wie ich letztens im Club einen Jungen mit einem T-Shirt gesehen habe, auf dem „Ketpreme“ stand. „Diggah, da fehlt das A!!! Oder Keta etwa nix mehr?!“
Die, die bei jedem Drop mit ihrer verzaubernden Gesichtskirmes lautstark „BALLERN“ rufen und sich während des Breaks kurz mal auf der Clubtoilette das Pferdebetäubungsmittel von ihrem von-Papi-finanzierten iPhone mit dem letzten eingerollten 5-Euro-Schein im Portemonnaie durch die Nase ziehen. Diese letzten 5 Euro werden dann in eine Flasche Wasser investiert, damit man auch ja nicht dehydriert.
Plötzlich wird Berlin Tag und Nacht musikalisch mit Psytrance unterlegt und Menschen zugänglich gemacht, von denen der Großteil wahrscheinlich keinen großen Wert auf irgendwelche „Werte“ legt. Was waren Werte noch gleich? „Boah keine Ahnung, Bruder.“

Wer vertritt heute denn noch die wahren Werte? Und wer ist nur zum „BALLERN“ da?
Unter so vielen bunt gemischten Individuen ist das manchmal gar nicht so leicht zu erkennen, wenn man nicht gerade eine Goahose trägt, die „wie ein Sack aussieht“ und man 20cm lange Dreads hat.

Ist dieser Trend noch aufhaltbar? Ich glaube kaum. Ich würde es mir wünschen. Aber ein Feuer, das sich bereits großflächig ausgebreitet hat, ist leider nur noch schwer aufhaltbar.

Was ich mir für die Menschheit wünsche?

Dass die Menschen lernen, an sich zu arbeiten und die Fehler nicht immer auf andere schieben.
Dass die Menschen sich mehr mit sich selbst beschäftigen und ihr Denken und Handeln mehr reflektieren.
Würde jeder Mensch mit einem geschulten, bewussten Auge durch die Welt gehen, ginge es vielen Menschen hier besser, glaube ich.
Würde jeder mit seinem Denken und Handeln auf andere Individuen und die Umwelt achten, würden wir vielleicht nicht in einer Welt leben, in der manche Arten vor dem Aussterben bedroht sind und uns vielleicht eines Tages der 3. Weltkrieg oder sogar das Ende der Welt bevorsteht.

Ich würde mir wünschen, dass manche Menschen aus ihrem Ego-Film aufwachen  und realisieren, dass man gemeinsam mehr schaffen kann als alleine. Dass wenn jeder ein Stück zum Allgemeinwohl beiträgt, es der gesamten Menschheit vielleicht besser gehen würde.
Würde sich jeder Mensch seinen eigenen Wert und auch den Wert anderer eingestehen, gäbe es keinen Grund mehr für Kriege, Konflikte, Eifersucht, Neid oder Hass.
In jedem einzelnen Menschen steckt so viel unentdecktes Potential etwas für sich selbst oder für eine bessere Welt zu tun.
Wann kommt der Zeitpunkt, an dem auch du das realisierst und aufwachst?
Wenn das Ende der Welt bevorsteht und alles zu spät ist?


Inwiefern haben Psytrance und Spiritualität dein Leben seit der ersten Goa Party verändert?

Ich bin mir selbst und dem Wesen des Menschen an sich viel viel näher gekommen. Die mir dadurch vermittelten Werte helfen mir heute extrem, meinen Alltag positiver zu gestalten und mein Umgang mit Menschen hat sich enorm verbessert, weil ich teilweise viele Vorurteile beiseitelegen konnte.
Ich habe viele spirituelle Bücher gelesen, die mir geholfen haben, mich weiter zum positiven zu entwickeln und Dinge aus anderen Perspektiven zu betrachten.
Jedes Mal wenn ich meine Goa-Playlist höre, habe ich das Gefühl ich hauche meinem Körper etwas mehr Leben ein. Sei es morgens beim Aufstehen, wodurch ich mit viel mehr Energie in den Tag starten kann oder auf der Heimfahrt eines stressigen Tages, wodurch ich dann schließlich wieder Ruhe und zu mir selbst finden kann.
Alles in allem hat mich diese Szene zu einem Menschen gemacht, der heute bewusster durch die Welt geht. Zu einem Menschen, auf den ich wirklich stolz sein kann und bin.
Danke dafür.


Gab es auch negative Veränderungen? 

Manchmal frage ich mich, ob ich zeitweise schon immer so hyperaktiv war oder ob das in den letzten 2 Jahren schlimmer geworden ist, haha. Man weiß es nicht.


Was würdest du Menschen als überzeugende Argumente mitgeben, mal ihre erste Goa Party zu besuchen? 

 Ich glaube, oder  vielmehr hoffe, dass ich durch das Teilen meiner Story, meiner Erfahrungen und meiner Persönlichkeitsentwicklung Menschen dazu verleiten kann, die eigenen Vorurteile beiseitezulegen.


Wenn du die Szene in zwei Sätzen beschreiben müsstest, welche Sätze wären das?

Meiner Meinung nach ist das Thema „Goa“ zu vielseitig, um es in 2 Sätzen zusammenzufassen.
Schreib mir, wir gehen zusammen einen Kaffee trinken und ich führe dich in die wunderschöne Welt des Psytrance. Oder wir treffen uns auf dem Dancefloor, denn da habe ich vor 3 Jahren mein Herz verloren. Zum Glück.


Hat sich dein Verständnis von Liebe und Menschlichkeit seit der ersten Goa Party weiterentwickelt bzw. verändert?

Seit meiner ersten Goa  hat sich dieses Verständnis  definitiv verändert.
Ich hätte niemals ahnen können, dass man für manche, vor allem einem nahestehende Menschen, so viel Liebe(?) empfinden kann. Eine andere Art von Liebe irgendwie. Man kann es vielleicht eher Wertschätzung nennen?
Aus diesem irgendwie anderen Verständnis von Liebe wurde eine unglaubliche Dankbarkeit für die Menschen, die mir etwas bedeuten.
Heute bin ich für jede kleine Tat eines Menschen dankbar, jedes Wort und jede Konversation, die mich weiterbringt in meinem Leben.
Man kann schon fast sagen, dass ich für jeden Menschen etwas  „Liebe“ übrig habe, weil ich seitdem ich ein anderes Verständnis für Liebe habe, auch ein Verständnis für Nächstenliebe entwickelt habe und in meinem Herzen trage. 


Viele Menschen sagen so oft: „Ich hasse Menschen.“
Warum tust du das?
Warum interessierst du dich nicht lieber für sie?
Jeder einzelne kann dir so viel mitgeben auf deinen Weg und dir dabei helfen ein besserer Mensch zu werden.
Man sollte lernen Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.
Man sollte lernen anstatt in allem das Negative zu sehen, viel eher das Positive zu betrachten. Oder lernen es betrachten zu können.


Ein Beispiel: Stell dir vor du hättest alles verloren, was dir lieb ist. Dein Eigenheim ist abgebrannt oder vielleicht hast du deinen Partner verloren, den du von ganzem Herzen geliebt hast und von dem du dachtest, dass euch niemals etwas auseinanderreißen würde. Aber irgendetwas hat euch auseinander gerissen.
Und nun stehst du da. Vor einem Haufen Trümmern.
Bist du ein Mensch, der an dieser Tatsache zu Grunde geht, weil du denkst du könntest nicht ohne diese Dinge oder siehst du diese Tatsache als eine Art Neuanfang?
Versinkst du 2 Monate lang in Selbsttrauer für Dinge, die du nicht mehr ändern kannst oder wechselst du die Perspektive und sagst dir „Vielleicht sollte all das so kommen, um mir die Augen zu öffnen. Vielleicht ist es gerade jetzt der richtige Zeitpunkt etwas zu ändern.“
Bei so einer Gegebenheit hast nur du die Wahl:
siehst du deine Ausgangslange als positiv oder negativ an?
Jeder normale Mensch, der über ein wenig Verstand verfügt, würde sich für das positive entscheiden, nicht wahr?

Warum sagen so viele Individuen „Ich hasse Menschen“?
Weil jeder Mensch schon mal von einem anderen enttäuscht und verletzt wurde.
Aber Fehler sind menschlich. Jeder Mensch handelt teilweise egoistisch, weil man natürlich nur das Beste für sich will. Das man anderen Menschen damit manchmal schadet ist normal, auch wenn einem das manchmal vielleicht gar nicht so bewusst ist. Auch das ist menschlich.

Durch die Goa-Szene habe ich gelernt weniger egoistisch zu sein und zu handeln.
Warum?
Weil jeder Mensch das Produkt seiner Vergangenheit ist und jeder Mensch sein eigenes Päckchen mit Problemen zu tragen hat. Jeder.
Warum sollte man einem anderen Menschen dann noch mehr Lasten aufbürden, wenn man dieses Päckchen stattdessen einfach mit weniger Gewicht belasten könnte?
Wäre das nicht eine Win-Win-Situation für beide Parteien? Hierbei ist es egal, ob du diesen Menschen persönlich kennst oder nicht.
Denn wenn du das Päckchen mit deinen Taten oder Worten mehr belastest, wird es weiterhin Menschen geben, die mit der Einstellung „Ich hasse Menschen“ durchs Leben gehen.
Aber wisst ihr überhaupt was ihr dadurch verpasst?
Würde jeder Mensch liebevoller und menschlicher handeln, und auch sich selbst behandeln, würde es allen ein bisschen besser gehen.
Leider leben wir aber in einer so egoistischen Gesellschaft, dass das meist in Vergessenheit gerät.

Auf einem Plakat habe ich letztens folgenden Spruch gelesen, der mich ziemlich zum Nachdenken angeregt hat:
„Was muss passieren, damit du anderen hilfst?“
Muss der 3. Weltkrieg ausbrechen?
Muss das Ende der Welt bevorstehen?
Sag du’s mir oder frage dich lieber selbst:

„WAS MUSS PASSIEREN, DAMIT DU ANDEREN HILFST?“


Falls du gerade in einer Beziehung bist, teilt dein/e Partner/in deine Liebe für diese Musik und habt ihr euch sogar auf einer Goa Party oder im Umfeld dieser Szene kennengelernt?

Seit 2 Jahren lebe ich das Single-Life und bin auch nicht traurig oder enttäuscht, dass ich noch nicht die Richtige gefunden habe. Im Gegenteil: diese Zeit konnte ich intensiv nutzen, um mich besser kennenzulernen und um mir bewusst zu werden, was ich wirklich will in meinem Leben und was nicht.  Und ich glaube es war nach meiner letzten Beziehung auch erstmal notwendig ungebunden zu leben, um mich wirklich 100% auf mich selbst konzentrieren und mich finden zu können.
Zudem macht man sich in einer Beziehung oftmals zu schnell  abhängig von dem Menschen, den man liebt. Und wenn man einen Partner hat, der sagt, dass er dich von ganzem Herzen lieben würde, seine Taten das aber nicht  bestätigen, ist es dann wirklich wahre Liebe?
Ich glaube kaum.
Der einzige Mensch, den ich zurzeit wirklich aufrichtig und ehrlich liebe, bin ich selbst. Natürlich liebe ich meine Familie und meine engsten Freunde von ganzem Herzen, aber „Self-Love“ ist meiner Meinung nach mit einer der wichtigsten Arten zu Lieben. Denn sie bildet die Grundlage für dein Handeln und dein Erscheinungsbild.
Und sag mir: wie willst du einen anderen Menschen wirklich aufrichtig lieben, wenn du dich selbst nicht einmal aufrichtig liebst?


Hast du dich durch die Menschen und die Kunst inspirieren lassen, selber handwerklich oder kreativ aktiver zu werden? Wenn ja, inwiefern?

 Definitiv. Nicht handwerklich, jedoch habe ich durch die Goa-Szene ein unglaubliches Interesse für Musik im Allgemeinen entwickelt, wofür ich sehr dankbar bin.
Irgendwann kam ich an einen Zeitpunkt, an dem es mir nicht mehr reichte eigene Playlists zu erstellen und diese zu teilen, sondern wollte mein eigenes Verständnis von Musik der Welt mitteilen.
Ich besorgte mir von einem Freund einen Controller und begann selbst an meinen Sets zu arbeiten.
Mein Leben lang habe ich mich gefragt: „Warum hast nicht auch du so eine Gabe wie manch andere? Eine Leidenschaft, die dich vollkommen erfüllt?“
Ich war immer ein Mensch, der vieles begann, aber irgendwann wieder aufhörte. Sei es unsere Band gewesen, in der ich gesungen und Gitarre gespielt habe oder das Skaten mit den Jungs, weil ich bei Tricks irgendwann zu viel Angst hatte mir wehzutun. Oder das Fußballspielen. Aber mit den Jungs aus dem Verein konnte ich irgendwann auch nichts mehr anfangen.

Als mir meine ersten Übergänge gelangen, realisierte ich: das ist das, wonach du dein Leben lang gesucht hast. Und plötzlich waren da nach langer Zeit neue Ziele und Kindheitsträume: „Irgendwann willst du den Menschen auf dem Floor auch mal dieses Gefühl geben, welches du hast, wenn du auf dem Floor stehst und tanzt.“
Wenn man ein Ziel vor Augen hat, sollte man auch alles dafür tun, um irgendwann dort anzukommen. Auch wenn es ein weiter Weg ist.

Die „Goa-Szene“ hat mir die Tür zu einer ganz neuen Welt geöffnet. Eine Welt, die ich mir ein Stück weit selbst erschaffen kann. Eine Realität, die man sich selbst erschaffen kann und fernab der Wirklichkeit existiert, denn du hast sie ein Stück weit durch deine Gedanken und dein Handeln selbst in der Hand. Und in der ich mir und meinem Dasein auf dieser Erde ein enormes Stück näher kommen konnte.

An dieser Stelle möchte ich einem besonderen Menschen danken, den ich eigentlich gar nicht kenne. Dem Menschen, der dieses Projekt ins Leben gerufen hat, denn hierdurch hatte ich erstmals wieder die Motivation zu Schreiben. Kreativ zu Schreiben.
Das Schreiben war auch etwas, das ich mit 15 begonnen habe und schnell wieder die Lust verlor. Ich schrieb meine eigenen Texte, versuchte sie bildlich zu untermauern und lud sie auf SchülerVZ hoch. Eigentlich waren die Texte nicht schlecht, glaube ich.
Jedoch hing ich das Schreiben irgendwann auch wieder an den Nagel.
Das Modul „Kreatives Schreiben“ hatte ich in diesem Semester auch in der Uni. Aber mir ist bewusst geworden, dass ich da meiner Kreativität keinen freien Lauf lassen konnte, weil wir Themen behandelten, die mich eigentlich gar nicht interessieren.
Für das Thema „Goa“ interessiere ich mich sehr wohl.
Weil es, wie ihr durch meine Story erfahren konntet, mein ganzes Leben zum Positiven  verändert hat.
Sonst würde das hier auch niemand lesen, weil diese Gedanken nicht existieren würden.


Danke für diese Inspiration an dieser Stelle!


Wenn du Heute zurückblickst, würdest du wieder auf die erste Goa Party gehen, auf der du je warst, oder würdest du Zuhause bleiben und was Anderes ausprobieren? 

 Wenn du bis zu dieser Frage gekommen bist, glaube ich, dass du dir diese Frage selbst beantworten kannst, oder?

Wenn ich noch einmal die Zeit zurück drehen könnte zu meiner ersten Goa, würde ich definitiv eines anders machen:
Und zwar die kleine süße schokobraune Maus nach ihrer Nummer fragen, denn sie hat mir an dem Abend ganz schön den Kopf verdreht. 
Ansonsten würde ich alles genau so noch einmal tun.

Wenn du bis zu dieser Stelle gekommen bist, danke ich auch dir für deine Zeit und dein Interesse, dich meinen Gedanken zu widmen.
Wenn ich dich zum nachdenken anregen konnte, BITTE BITTE BITTE lass es mich wissen, denn genau dafür habe ich diese Story geschrieben und veröffentlicht.

Konnte ich dich zum nachdenken anregen? Wenn ja, wie und warum?

Konntest du aus diesen Zeilen für dich etwas mitnehmen? Wenn ja, was?

Ich wünsche jedem Menschen nur das Beste da draußen, denn die Welt kann so trist und hart sein. Aber manchmal ist sie das auch nur in deinem Kopf.

Wir hören uns!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Hiermit bestätige ich die Datenschutzbestimmungen.

Entdecke mehr

WEITERE BEITRÄGE