Als Newcomer auf Platz 2 der Psytrance Top 100 – Ein Interview mit Djapatox


Paul Djamal Thon alias „Djapatox“ kommt ursprünglich aus einem kleinen Dorf namens Nuweiba auf der Halbinsel Sinai. 2013 kam der Halb-Ägypter nach Deutschland und lebt seitdem in Bielefeld. Vor kurzem veröffentlichte Paul seine zweite EP „Lunar Eclipse“ unter seinem zweiten Alias „Parra Nebula“, die es bis auf Platz zwei der Psytrance Top 100 geschafft hat. Wie sich so ein Erfolg als Newcomer anfühlt und was in nächster Zukunft geplant ist, erzählt der 22-Jährige im persönlichen Gespräch.


Hey Paul. Anfang 2014 hast du angefangen, Musik zu produzieren. Gab es davor schon eine DJ-Karriere?

Ja, es gab tatsächlich schon eine DJ-Karriere davor, aber lediglich für zwei oder drei Monate. Mir wurde relativ schnell bewusst, dass ich lieber meine eigene Musik machen möchte.

Siehst du dich eher als DJ oder als Produzent?

Ich sehe mich definitiv als Produzent, weil ich nicht in den Club gehe, um zu zeigen, dass ich Übergänge kann. Ich möchte den Menschen meine Musik präsentieren und ihnen damit etwas geben, was sie woanders nicht bekommen. Bisher ist noch niemand zu mir gekommen und meinte „Hey, du kannst nicht auflegen.“ (lacht)

Was war deine erste Party? Wie bist du in die Psytrance-Szene gerutscht?

Meine erste Party war eine illegale Party in einem Wald in Bielefeld. Ein Kollege hat mich damals mit dort hingenommen, weil er meinte, dass es mir gefallen könnte. Da bin ich gerade 17 geworden. Ich habe mich direkt wohl gefühlt, weil es mich dort irgendwie an meine Zeit in Ägypten erinnerte. Ich habe damals an der Grenze zu Israel gewohnt und die Israelis haben auch immer so eine Musik gehört. Zu der Zeit wusste ich aber nicht, was Psytrance überhaupt ist.

Welches Genre hast du vor Goa gehört?

Das ist eine gute Frage. Es hat mit Hip Hop angefangen. Irgendwann kam elektronische Musik dazu, aber eher so House, Techno oder Minimal Techno. Ganz zum Schluss kam Goa.

Wie ist dein Künstlername zustande gekommen?

Mein zweiter Vorname ist Djamal. Meine Mutter hat darauf bestanden, dass der Name mit D geschrieben wird, damit die Leute den Namen richtig aussprechen. Deshalb habe ich quasi auch „DJ“ in meinem Vornamen. „Dj“ steht für Djamal, „pa“ für Paul und „tox“ habe ich mit „Thon“, meinem Nachnamen, in Verbindung gebracht.

„Djapatox“ ist nicht dein einziges Projekt. Nebenbei produzierst du mit DNNS zusammen als „Parra Nebula“, als „Mysterious Mars“ und nicht zuletzt produzierst du auch Trap-Beats unter „Jepetto X“, die in eine ganz andere Richtung gehen als deine herkömmlichen elektronischen Projekte. Für welches Genre schlägt dein Herz?

Ich denke, mein Herz schlägt für Musik im Allgemeinen, nicht für ein einzelnes Genre. Sonst hätte ich auch nicht so viele Projekte gleichzeitig. In meiner Freizeit höre ich weniger Goa – das ist eher Partymusik für mich. Meine Präferenz passt sich meiner Stimmung an, deswegen mag ich viele unterschiedliche Genres.

Wie steht es um dein Projekt „Mysterious Mars“?

Für „Mysterious Mars“ habe ich einige Tracks angefangen, aber nicht zu Ende gebracht, weil ich in letzter Zeit mehr Goa und Trap produziere. „Mysterious Mars“ ging eher in die Richtung Melodic House und Minimal Techno. Eigentlich alles, was unter 138 BPM ist.

Mit welchem Alias bist du am liebsten unterwegs?

Definitiv mit „Djapatox“, weil ich in diese Tracks einfach viel mehr Herz reinstecke. Das bin einfach ich, der versucht, durch die Musik zu kommunizieren. „Parra Nebula“ macht auf Tour viel mehr Spaß, weil man nicht alleine hinter dem Pult steht. Wenn man Fehler macht, weiß auch keiner, wer ihn verursacht hat. (lacht) Es ist einfach cooler, mit jemandem zusammen im Flieger zu sitzen und einfach generell zu Reisen.

Wie hast du deinen Projektpartner Dennis aka DNNS kennengelernt?

Dennis und ich haben uns über SunRay kennengelernt, einen meiner jetzigen Rapper und auch bester Freund seit jüngster Kindheit. Die beiden waren zusammen in der Grundschule und irgendwann war ich mal zu Besuch als ich Urlaub in Deutschland gemacht habe. Das ist bestimmt schon acht Jahre her.

Wenn man deine Storys auf Instagram verfolgt, sieht man, dass du viel mit W.A.D abhängst. Da kann man sich manchmal nur fragen, wer wen zuerst umbringt. (lacht) Wie habt ihr euch kennengelernt? Basiert eure Freundschaft auf einer Hass-Liebe?

Ja, kann man so sagen. Ich glaube allerdings, dass ich ihn zuerst umbringen werde. (lacht)  Lee Roy würde sich das gar nicht trauen, der tut keiner Fliege was zu leide. Kennengelernt habe ich ihn über Facebook vor ungefähr zwei Jahren. Ich wollte unbedingt einen Remix von seinem Track „Tribalist“ machen und habe ihn dann einfach mal angeschrieben. Er hat mir dann die Files geschickt und ihm hat der Remix gefallen. Danach sind wir im Kontakt geblieben. Auf einer Party hier in Bielefeld, bei der ich die Bookings geregelt habe, hat er dann aufgelegt. Als er über das Wochenende da war haben wir uns besser kennengelernt und auf Anhieb gut verstanden.

Welche Projekte stehen zurzeit mit dem Hamburger Jung an und auf welche Tracks können wir uns freuen?

Den ein oder anderen Remix haben wir angefangen. Die werden demnächst irgendwann kommen. Das letzte Mal, als er hier war, konnten wir leider keine Musik machen, weil mein PC kaputt gegangen ist. Ein paar Tracks haben wir noch zusammen unter seinem anderen Synonym „Rebugs“. Und einer wird noch zusammen mit „Twodelic“ kommen. Trap-Projekte ebenfalls, weil er da auch noch einen anderen Alias hat. Five Dots ist der Name.

Vor kurzem wart ihr mit der Crew von iDirty in Brasilien.

Genau, zusammen mit Necmi, Jilax und DNNS. 

Hattet ihr eine geile Zeit dort?

Brasilien ist einfach einzigartig, da kann man gar nicht viel hinzufügen. Wenn hier eisige Temperaturen sind, sind es dort 30 Grad. Wir hatten dort eine iDirty Records-Labelnight. Zudem durfte ich auf dem Samsara Festival auflegen, was definitiv ein Highlight für mich war.

Wie sind die Partys in Brasilien im Vergleich zu Deutschland?

Es ist einfach alles ganz anders. Die Menschen tanzen anders als in Deutschland und haben irgendwie viel mehr Spaß an der ganzen Sache. Sie sind so viel lebensfroher als die Deutschen. Ich habe kein einziges Mal gehört „Wie hier läuft gar kein Hi-Tech?“ (lacht) Die haben sich einfach gefreut, dass Musik läuft und dass sie tanzen konnten.

Stichwort „Festivalsommer 2019“. Wo geht’s für dich hin?

Ich darf in diesem Jahr auf dem Burning Mountain und dem Shankra Festival in der Schweiz auflegen. Es sind aber noch nicht alle Bookings durch, deswegen hoffe ich, dass noch das ein oder andere Festival dazu kommt.

Wie kamst du an die Bookings?

Ich wurde von beiden Veranstaltern angeschrieben.

Könntest du Festival-Veranstalter nicht selbst mal anschreiben und ihnen eine Hörprobe von deinen Tracks anbieten?

Das ist schon machbar, aber vor allem die größeren Festivals suchen sich ihre Künstler lieber selber aus, die sie buchen wollen.

Wie nimmst du persönlich deine Entwicklung seit Beginn deiner Musik-Karriere wahr?

Ich bin auf jeden Fall stolz auf das, was ich geschafft habe. Nur mit Fleiß, Kontinuität und Ehrgeiz kann man eines Tages wirklich den Durchbruch schaffen.

Stolz kannst du auf jeden Fall sein, denn deine neuste EP „Lunar Eclipse“, die du unter „Parra Nebula“ veröffentlicht hast, hat es auf Platz 2 der Psytrance Top 100 geschafft. Wie fühlt es sich an, wenn man sieht, dass die eigenen Produktionen so gut ankommen?

Es fühlt sich unglaublich gut an. Unsere erste EP war schon auf Platz vier und wir wollten, dass die zweite mindestens Platz drei erreicht. Aus dem Grund haben wir zwei Jahre lang auch keine neue EP veröffentlicht. Wir wollten einfach etwas produzieren, das wesentlich besser ist. Der ganze Prozess hat sich schwieriger rausgestellt als gedacht, aber der Aufwand hat sich gelohnt wie man sieht.

Ist das dein bislang größter Erfolg mit deinen eigenen Produktionen?

Was Beatport angeht auf jeden Fall.

Das wichtigste Frage zum Schluss: Was steht in Zukunft an?

Bald kommt meine Memories EP unter „Djapatox“. Das wird so eine Art Re-Release-EP, auf die ich die ganzen alten Tracks von SoundCloud nochmal drauf packe. Die wird auf Spotify und Apple Music veröffentlicht. „In Love With A Memory“ wird auch auf meine neue EP kommen, in einer besseren Qualität. Dieser Track ist einer meiner Lieblingstracks. Er stammt aus einer Zeit, wo ich mich von meiner Freundin getrennt habe und deshalb stecken da viele Emotionen drin. So gut wie alle meine Tracks sind ihr gewidmet. Zudem kommt ein Track mit Waldmeister demnächst. Der hat zusätzlich noch meinen Track „In Love With A Memory“ geremixt. Beide Tracks werden zusammen auf einer EP erscheinen. Auch mit Deep Kontakt, 4Motion, Impulse, Jilax, Benzoo, Cloud7, Kleysky, Necmi, Nightflow, EARPHONIC & Pandorux sind einige Tracks in Planung, also macht euch auf was gefasst.

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