Chilenisches Temperament gepaart mit musikalischem Talent – Ein Interview mit Deep Kontakt


Man nehme ein traditionell chilenisches Rezept und füge eine Prise deutsche Effizienz hinzu. Was dabei herauskommt? Ein talentierter junger Mann, der im Jahre 1994 in Chile das Licht der Welt erblickte und seit er 19 Jahre alt ist in der Techno-Hochburg Berlin seine neue Heimat gefunden hat. Lukas aka Deep Kontakt ist heute 24 Jahre alt und besuchte Ende 2015 eine Party, auf der Audiomatic ein Feuer in ihm entfachte. Seitdem produziert er Progressive Trance und ist seit kurzem bei Upward Records im Boot. Ich habe mit dem gelernten Medientechniker gesprochen, der mir mit seinem „Gravity“-Remix meinen Sommer 2017 versüßt hat und der Grund war, warum ich schon so manche Male mit einem breiten Grinsen auf dem Floor stand. 

Das Schönste daran, mit solch talentierten jungen Produzenten wie Lukas zu sprechen, ist, dass man in einem persönlichen Gespräch merkt, dass sie für etwas brennen. Und das ist die Liebe zur Musik. Ich bin mir sicher, dass ich auch dich eines Tages auf bekannten deutschen Festivals live auflegen sehen darf und du dann nicht nur mir ein Lächeln auf die Lippen zauberst, sondern Hunderten anderen ebenfalls. Halte an deinem Talent fest, denn auch dich sehe ich eines Tages ganz weit oben.



Hey Lukas. Bei deiner „Cuter-Boy-Appearance“ heute würde man niemals denken, dass du vor einigen Jahren noch Dreadlocks hattest. Wie kam es dazu, dass du dir Dreads hast machen lassen?

Danke erstmal für die Aussage. (lacht) Als ich 15 Jahre alt war, hatte ich lange Haare. Ein guter Freund von mir hatte eine Rasta-Freundin und ich habe sie gefragt, ob sie mir Dreadlocks machen würde. Sie sagte „Ja“ und kurze Zeit später hat sie damit angefangen. Allerdings hat sie nur die eine Hälfte meines Kopfes schaffen können. Eine Woche später kam dann die andere Seite dran. In diesen sieben Tagen wurde ich von vielen Leuten sehr komisch angeschaut. Insgesamt hatte ich die Dreadlocks vier Jahre lang. Als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich Läuse bekommen und musste sie leider abschneiden. Das war ein bisschen doof. Aber ich habe ein paar davon heute noch in einer Tüte als Andenken. (lacht)

Kam die Inspiration für die Dreadlocks aus der Goa-Szene?

Nein, Goa habe ich erst entdeckt, als ich nach Deutschland gekommen bin. Das hatte nichts damit zu tun. 

Wann war deine erste Goa-Party und was hat dich so fasziniert, dass du immer noch Teil der Szene bist?

Meine erste Goa-Party war Ende 2015. Ich war erst ein paar Monate in Deutschland und wohnte damals noch bei meiner Schwester. Sie meinte dann „Geh mal feiern! Berlin hat was das angeht sehr viel zu bieten!“ Eigentlich war ich gar nicht so sehr daran interessiert, aber meinte „Okay, irgendwann gehe ich mal feiern.“ Eines Tages bin ich dann auf irgendeine Party gegangen, ohne dass ich mich vorher informiert habe, welche Musik dort läuft. Der Club hieß damals RAW, heute ist das der „Weiße Hase“ auf der Warschauer Straße. Ich bin dort reingegangen und es lief richtig schneller Psytrance. Ich kannte diese Musik nicht und habe mich die ganze Zeit gefragt „Was zum Teufel ist das?“ (lacht) Diese schnelle Musik war nichts für mich, aber dann hatte ich das Glück, dass Audiomatic aufgelegt hat. Er hat sein Set begonnen und ich war auf der Stelle gefesselt. Weißt du, wenn man älter wird, ist man nicht mehr so schnell von irgendetwas beeindruckt. Das passiert häufig nur im Kindheitsalter. Wird man erwachsen, fehlt einem oftmals das Gefühl von Begeisterung. Noch auf der Party habe ich jemanden gefragt, wie der DJ hieß und am nächsten Tag konnte ich nicht mehr aufhören seine Musik zu hören. 

Wie kam es dazu, dass du dann eines Tages begonnen hast, deine eigenen Tracks zu produzieren?

Ein paar Tage später habe ich direkt angefangen, mich mit dem Produzieren von Progressive Trance auseinanderzusetzen. Als Jugendlicher war ich in der Hip-Hop-Szene und habe Beats produziert mit Fruity Loops. Da ich schon ein paar Kenntnisse hatte, konnte ich mir teils vorstellen, wie man diese Musik aufbaut. Für mich war das Produzieren nicht mehr so abstrakt wie für jemanden, der gar keine Ahnung davon hat. Ich habe mir dann wieder Fruity Loops runtergeladen und Tutorials bei YouTube geschaut. So fing alles an. 

Was war dein erster Track?

Den Namen weiß ich gar nicht mehr genau. Der war extrem scheiße, aber ich habs gefeiert. In dem Moment, wo man den Track produziert, denkt man „Wow, geil!“ und ein paar Jahre später hört man das und denkt sich nur „Ach du Scheiße!“ (lacht)

 Mit wem hast du bereits kooperiert und aus welcher Zusammenarbeit konntest du am meisten lernen?

Eine Kooperation hatte ich schon mit Djapatox, Phazed, Cloud 7, Loco Motion und Flowky. Letzterer kommt aus Australien. Ich liebe seine Musik, weil er einfach richtig schönen, melodischen Oldschool-Trance macht. Bezüglich des Lernens: Ich glaube man lernt aus jeder Kooperation, weil jeder seine eigene Art hat, Musik zu produzieren. Sei es, dass man eine andere Soft- oder Hardware benutzt oder eben, dass jeder Künstler einfach einzigartig ist vom Sound her. Ich konnte bei allen etwas lernen, aber am meisten bei Phazed. Ich habe eine Woche bei ihm Urlaub gemacht und wir haben unsere Ideen und unser Wissen ausgetauscht.

Wer steht noch auf deiner Kooperationsliste und welcher Künstler wäre dein Favorit?

Mit Benzoo, 4Motion und Metaprog wird in Zukunft etwas kommen. Mein Favorit ist mit Abstand W.A.D. Ich glaube eines Tages kommt es auf jeden Fall zu einer Zusammenarbeit, aber ich muss ehrlich sagen, dass mein Sound dafür noch nicht reif genug ist. Ich will, dass wir auf einer gleichen Ebene sind, aber derzeit fehlt mir noch die Reife dafür. Lee Roy hat mit der Zeit seinen eigenen Style entwickelt und da ist etwas in ihm, für das er zu 100 Prozent brennt. So etwas hat Respekt verdient.

Vor kurzem ging es für dich das zweite Mal zum Auflegen ins Ausland nach Italien. Wie kamst du an das Booking?

Das erste Mal war ich vor genau einem Jahr in Italien, auch im Februar. Ein guter Freund von mir, der Jeras, veranstaltet dort die Partys und durch ihn durfte ich dann auch Auflegen. Da feiern auch voll viele meinen Sound, das ist cool.

Was glaubst du wo dich dein Weg noch hinführen wird?

Ich glaube, wenn ich dran bleibe und immer weiter produziere, kann ich irgendwann von meiner Musik leben. Das wünsche ich mir auf jeden Fall für die Zukunft. Wenn man Energie, Zeit und den Willen in das steckt, was man aus Leidenschaft tut, wird sich das eines Tages auch auszahlen. Der Bruder eines Kumpels ist Eiskunstläufer. Seit er klein ist, hat er jeden Tag hart trainiert. Heute ist er bei Disney On Ice und reist durch die ganze Welt.

Ich glaube, dass der ausschlaggebendste Aspekt, warum Menschen keinen Erfolg haben, ist, dass sie ihr Ziel nicht konsequent verfolgen und zu früh aufgeben. Erfolg ist immer ein Weg und man kann nicht davon ausgehen, dass man von heute auf morgen erfolgreich ist.

Ganz genau! Der, der keinen Erfolg hat, ist auch gleichzeitig der, der nicht genug dafür  getan hat.

Richtig. Auf welche Neuheiten an Tracks können wir uns in nächster Zeit freuen?

Erst einmal möchte ich meinen Style weiterentwickeln, sodass Leute sagen können „Hey, das hört sich nach Deep Kontakt an!“, wenn sie meine Tracks hören. Das fehlt noch ein bisschen und das möchte ich dieses Jahr erschaffen.

Neben Progressive Trance produzierst du auch Techno. Bist du insgesamt eher Team Techno oder Team Proggy?

Team Proggy. (lacht) Ich bin mit Techno auch ein bisschen unterwegs, weil ich in Berlin wohne. Die Szene hier ist einfach so groß, dass man das nicht ignorieren kann. Keine Stadt in Deutschland steht mehr für Techno. Das Sisyphos ist mein Lieblingsclub hier. Die Menschen und die Vibes dort stimmen einfach. Und das mag ich auch total an der Techno-Szene. Ich lasse mich und meinen Sound von vielen Techno-Künstlern wie zum Beispiel Township Rebellion beeinflussen und inspirieren. Meine Proggy-Tracks haben sehr viele versteckte Techno-Elemente, die ich irgendwann aufgeschnappt und versucht habe, in meinen Sound umzusetzen.

Ende März geht es für dich in die Schweiz nach Schaffhausen. Wie fühlt es sich an als Headliner auf dem Flyer zu stehen und generell mehr rumzukommen durch eigene DJ-Auftritte? 

Es ist ein schönes Gefühl, wenn dich jemand anschreibt und sagt: „Ich mag deine Musik. Hast du vielleicht mal Lust hier zu spielen?“ Das zeigt einem, dass sich die ganzen Stunden und die Energie, die man in seine Projekte gesteckt hat, gelohnt haben und sich eines Tages auszahlen. Es ist schwer zu beschreiben, wenn man Menschen auf dem Floor sieht, die die eigene Musik feiern, aber es fühlt sich unglaublich gut an.

Können sich die Schweizer auf ein komplettes Live-Set freuen?

Ja, das können sie. Insgesamt habe ich mittlerweile schon 20-30 Tracks produziert, wovon ich allerdings mindestens die Hälfte nicht mehr auf SoundCloud habe, einfach weil sie der heutigen Qualität nicht mehr entsprechen. Wenn man meine Liste durchgeht, will ich nicht, dass man zuerst einen alten Track anklickt und sagt: „Seine Musik ist schlecht.“ Diese Leute hören dann keine weiteren Tracks, weil sie einen schlechten ersten Eindruck haben. Ich habe diese Tracks allerdings nicht gelöscht. Wenn ich manchmal alte Tracks höre, motivieren sie mich, weil ich sehe, dass ich mich weiterentwickelt habe. In drei Jahren höre ich mir dann die Tracks von heute an und kann sagen: „Wow, deine Skills haben sich enorm verbessert.“

Wann können wir uns auf die ersten Festival-Gigs freuen?

Ich weiß es nicht. Ich bin mir sicher, dass ich irgendwann auf einem Festival auflegen werde, aber schauen wir mal, wann das realisierbar ist. (lacht) Ich hoffe natürlich bald.

Seit kurzem bist du bei Upward Records. Herzlichen Glückwunsch dafür. Ich finde, du passt perfekt in das Team. Bist du auf Benni zugegangen oder kam er auf dich zu?

Danke dir! Upward Records habe ich schon immer sehr bewundert, seitdem ich angefangen habe Musik zu machen. Ich bin sehr dankbar, dass ich von nun an Teil davon sein darf. Ich hatte Benni schon ein Jahr lang bei Facebook und habe ihm ab und zu Demos von mir geschickt. Die entsprachen aber noch nicht ganz der Qualität von Upward. Das wusste ich selber, aber ich habe ihm die Demos trotzdem geschickt. Von „Bring Me Back“ habe ich ihm auch eine Demo geschickt und es hat ihm sehr gut gefallen. Daraufhin meinte er, dass wir den Track auf Upward Records releasen können. Am selben Tag hat er sich nochmal gemeldet und gefragt, ob ich schon bei einem Label bin. Ich meinte „Ne, ich release mal hier und mal da“, woraufhin er mir angeboten hat, dass ich bei Upward einsteigen kann.

Das ist der Beginn von etwas Großem, da bin ich mir sicher! Danke für deine Zeit, Lukas.

Das hoffe ich! Ich habe dir zu danken!


SoundCloud: https://soundcloud.com/deep-kontakt
Spotify: https://open.spotify.com/artist/0y3Swirv7gm6gjXl2sayna?si=nfDaM68gTAmyfcLPEpBl_g

  • Homepage
  • Beiträge
  • Chilenisches Temperament gepaart mit musikalischem Talent – Ein Interview mit Deep Kontakt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Hiermit bestätige ich die Datenschutzbestimmungen.

Entdecke mehr

WEITERE BEITRÄGE