Vincent Kankel aka Atype kommt aus Hagenow und ist 23 Jahre alt. Seine Leidenschaft für den klassischen Offbeat entfachte mit 16 und das hat sich bis heute nicht geändert. Aus dem Grund hat er den Hashtag #BTFOB in’s Leben gerufen. Im Interview äußert sich Vincent zur derzeitigen Corona-Situation aus Sicht eines Künstlers, erzählt ein bisschen über sein Equipment und verrät dazu seine Tipps und Tricks für Newcomer.
Hey Vincent. Wie gehts dir? Wie war die Quarantäne für dich?
Hey Denise. Mir gehts gut, danke der Nachfrage. In der Corona-Zeit hat sich bei mir nicht viel geändert, ich gehe jeden Tag arbeiten, hab dafür aber am Wochenende mehr Zeit, um Musik zu machen, was für mich von Vorteil ist!
Du hast vor kurzem im Edelfettwerk gespielt über den Livestream. Wie war es auf einmal alleine vor einer Kamera aufzulegen, anstatt vor einer Crowd?
War schon cool! Gerade weil ich noch nie im Edelfettwerk war, hab mich auch echt über die Anfrage gefreut! Die ersten paar Minuten war es schon komisch, aber dann hab ich einfach mein Ding gemacht und bin gut durch die Stunde gerutscht.
Du produzierst nun seit sieben Jahren. Wie bist du zum Progressive Trance und letztlich auch zum Produzieren gekommen?
Ich produziere seit ich 13 bin, wenn man das so sagen kann. (lacht) Wie ich zum Proggressive Trance gekommen bin, kann ich dir gar nicht so genau sagen. Früher war die Musik gar nicht meins, weil ich voll der Deep House/Techno Guy war. Zuhause habe ich mit Platten gespielt und so etwas. Ich glaube, meine Schwester hat angefangen Proggy zu hören und ich hab es immer gehasst wenn sie die Musik zu laut hatte. Da ich allerdings in Mecklenburg-Vorpommern wohne, kommt man ja gar nicht um diese Musik Richtung herum. Irgendwann hab ich denn angefangen Progressive Trance/Offbeat aufzulegen und bin dabei geblieben. Da ich ja früher schon „produziert“ habe, war das reine Auflegen irgendwann nichts mehr für mich und als ich dann alleine gewohnt habe, hab ich mich immer mal wieder dran versucht. Bis dann ein paar ehemalige Kumpels zu mir sagten mach mal das und das. Dann kam eins zum anderen und ich hab halt weiter gemacht und versucht mich immer durch Tutorials weiterzubilden. Dadurch entwickelte sich dann mit der Zeit mein eigener Sound.
Welche Soft- und Hardware nutzt du und hat sich dein Equipment in dieser Zeit verändert? Hast du für die Newcomer-Produzenten eine persönliche Herzensempfehlung und nützliche Tipps bei der Festlegung auf Eqipment am Anfang der Karriere?
Ich selber nutze an Hardware gar nicht so viel. Ich habe die Dynaudio Monitorboxen seit neustem, eine UAD Apollo Twin Soundkarte sowie einen Moog Sub37 Synthesizer und ein Midi Keyboard von Native Instruments. Als Haupt-DAW (Digital Audio Workstation) nutze ich Ableton Live und halt ein paar Vsts wie Serum, Diva, Sylenth1 und das Fabfilter Bundle. Ich habe mit nichts angefangen, hatte eine 15 Jahre alte Medion Stereo Anlage von meinem Opa, auf der ich vier Jahre lang produziert habe bis ich dann von einem Kumpel ein paar Monitore gekauft habe. Ich habe viel Kram gekauft und wieder verkauft. So wie es denn halt immer ist mit den Spielereien! Meine Tipps zum Thema Equipment: Ich finde es braucht nicht wirklich viel um anzufangen! Eine DAW nach Wahl, ein paar Kopfhörer oder Boxen, Ausdauer, Nerven und Zeit – sehr viel Zeit. (lacht) Bevor ihr am Anfang gleich los geht und Unmengen an Geld ausgebt, legt euer Geld lieber beiseite, spart und kauft einmal richtig. In der Zeit, in der ihr spart, werdet ihr auch herausfinden, ob eine Leidenschaft zum Produzieren entfacht oder halt nicht.
Wie bist du auf deinen Künstlernamen gekommen?
Gute Frage. Ich bin total schlecht in sowas. Ich habe meinen Namen damals durch einen Namensgenerator gefunden und behalten. (lacht) Nachdem ich gefühlt zehn mal den Namen geändert habe haha.
Welcher Künstler war von Beginn an deine größte musikalische Inspiration? Wer hat dich motiviert, deine eigene Musik zu machen?
Ich glaube es gibt gar nicht den Künstler, sondern eher die! Die ganzen Artists von Spin Twist Records habe ich früher extrem gefeiert. Dazu zählen Audiomatic, Vaishiyas, Fabio & Moon, Neelix und Day Din. Die ganzen Hamburger Jungs. Der Sound hat mir von Anfang an gefallen und deshalb wollte ich genau so etwas machen.
Wie hat sich dein Leben verändert seitdem du angefangen hast Musik zu produzieren?
Puh, eigentlich nicht viel. Ich bin halt ein Dorfi aus einer Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern. (lacht) Aber grundlegend muss ich sagen ins Positive! Ich habe viele neue Leute kennengelernt und dadurch auch viel dazu gelernt. Für mich ist es immer noch ein komisches Gefühl, wenn man irgendwo hingeht und mitbekommt, dass deine Musik, die du Zuhause gemacht hast, gerade auf der Party gespielt wird. Darüber freut man sich natürlich sehr und das zeigt, dass sich die Arbeit gelohnt hat. Es gab auch schon Leute, die mich angesprochen haben. Das war irgendwie unangenehm für mich. (lacht) Aber es ist immer schön sich mit den Leuten zu unterhalten und sich auszutauschen.
Obwohl sich meiner Meinung nach der Musikstil derzeit eher in eine flottere Richtung entwickelt und der klassische Offbeat in den Hintergrund rückt, bleibst du letzterem treu. Kannst du dich mit dem Offbeat immer noch am meisten identifizieren?
Ja, auf jeden Fall! Ich selber möchte nichts anderes machen und bleibe auf jeden Fall auch dabei. Nicht umsonst hab ich den Hashtag #BTFOB (Bring The Fucking Offbeat Back) ins Leben gerufen. (lacht)
Wie denkst du wird sich die Szene weiterhin entwickeln in den kommenden Jahren?
Puh, schwierige Frage. Ich denke, es wird alles immer größer und mehr und mehr Leute werden gefallen an unserer Szene finden. Was einerseits gut ist, andererseits aber auch schade. Wenn ich 2016 auf ein Festival gegangen bin kannte ich die Hälfte der Leute, die da getanzt haben. Mittlerweile kenne ich nicht mal mehr 20% der Menschen, die am feiern sind. (lacht)
Was machst du beruflich neben der Musik?
Ich bin Beschichtungstechniker in einer Firma bei mir in der Stadt. Wir produzieren Post-Its und so’n Kram. Gelernt habe ich den Beruf des Kfz-Mechatronikers.
Ist es dein Ziel eines Tages von der Musik zu leben?
Jein – früher habe ich immer gesagt es soll ein Hobby bleiben, aber mittlerweile denke ich schon ab und zu darüber nach, dass es cool wäre. Ganz besonders wenn ich mal wieder Frühschicht habe. (lacht) Aber das sehe ich noch in weiter Ferne und bin so erstmal froh, dass ich einen festen Job habe, der mir das ermöglicht, worauf ich gerade Lust hab.
Welche Releases stehen in Zukunft an?
Geplant sind bis jetzt zwei Releases. Einmal „2K12“, was bis jetzt mein absoluter Lieblingstrack ist, da er mich ein bisschen an früher erinnert. Und des weiteren noch eine Collab mit Tropic Sound, die auch eher in die melodische Richtung geht! Sind auf jeden Fall zwei sehr nette Tracks geworden!
Wie denkst du wird die Musik,- und Eventbranche nach Zeiten von Covid-19 aussehen? Wann denkst du ist der Spuk vorbei?
Leider ist bis jetzt ja noch kein Ende in Sicht. Was sehr schade ist, nicht nur für die Feierwütigen, sondern auch für DJ‘s und Veranstalter. Ich denke es wird auch noch seine Zeit dauern bis alles wieder normal ist. Die Eventbranche leidet sehr darunter, da sie fast keine Unterstützung bekommt. Aus dem Grund müssen auch viele gute Clubs schließen. Ich kann leider auch nicht sagen wie es danach aussehen wird. Aber ich hoffe, dass es bald ein Ende hat und wir wieder ein normales Leben führen können.
SoundCloud: https://soundcloud.com/atypeofficial
Spotify: https://open.spotify.com/artist/7jjzUSsp7iQhS4U8UQKejL?si=BX4ECTySSyC4ui-Xwe_SLg